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Her Koch und die jungen Ausländer

7. Januar 2008

Ich bin mir gar nicht sicher, ob das Problem überhaupt eine kritische Masse erreicht hat, um ein wirkliches gesellschaftliches Problem dazustellen. Jugendkriminalität ist derzeit sowohl ein mediales als auch ein wahlkämpferisches Thema. Beides mag sich ergänzen. Zugleich haben wir ja das Thema Kindesvernachlässigung, über das man genauso reden könnte. Hier treffen aber dummer Weise meldungsarme Zeit und Wahlkampf unglücklich aufeinander. Zudem kennt keiner das wirkliche Zahlenverhältnis und die Basis dessen Erhebung. Was zählt zur Jugendkriminalität und was empfinden wir als gesellschaftlich belastend? Bereits den Ladendiebstahl oder fängt das erst bei der Körperverletzung an? Nimmt man das gesamte gesetzgeberische Vokabular, dann müßte man wissen, wieviele Wiederholungs- bzw. Intensivtäter es im Verhältnis zur Gesamt-Jugendkriminalität gibt.

Generell zu fragen, ob die derzeitigen juristischen Verhältnisse im Jugendstrafrecht stimmig sind, ist natürlich legitim. Hier können wir in den Maßnahmen nur von denjenigen lernen, die erfolgreicher als wir rehabilitieren, bspw. die Schweiz. Aber selbst die reden von Erfolg, wenn sie nur eine Rückfallquote von 40% haben. Die Frage müßte also in meinen Augen vielmehr lauten: mit wieviel Kriminalität müssen wir gesellschaftlich lernen, umzugehen? Würden wir optimalerweise überhaupt Jugendkriminalität fast bis zur Unspürbarkeit verdrängen können? Ich denke nicht.

Daß man langfristig Kriminalität durch soziale Maßnahmen eindämmen kann, ist selbstverständlich der Fall. Rechtzeitige Integration, Spracherwerb und individuelle Hilfestellung bei Migranten, Chancengerechtigkeit in der Ausbildung für eine wirkliche Perspektive bei Jugendlichen sind hier sicherlich die besten Erfolgsgaranten. Daran müßte gearbeitet werden, allerdings für die Zukunft, da es in der Vergangenheit unterlassen worden ist. Die derzeitige Bildungssituation macht mich auch nicht hoffnungsfroher, da statt individueller Förderung eher die Gleichmacherei beschworen wird. Daraus ist bislang ja schon nichts geworden, warum also zukünftig?

Unser gesellschaftliches und auch politisches Problem ist, daß sich mit diesem Thema, wie auch mit der Bildung, niemand so recht detailliert befassen möchte. Es wurde niemals ein Meta-Bildungsziel definiert, genausowenig ein übergeordnetes Integrationsziel. Wenn unser Ziel bspw. wäre: jedem Menschen eine individuell gerechte Chance auf eine selbstbestimmte Zukunft, dann wären wir bald an einem anderen Punkt als heute.